Delano Smith & Norm Talley: Constellation / Detroit 2-Step (Sushitech 10″)

Delano Smith & Norm Talley: Constellation Detroit 2-Step Sushitech 10"Es gibt sie nach wie vor, diese richtig guten Tracks nur auf Vinyl. Nur sind inzwischen alle so vorsichtig und pressen so wenig, dass Plattenkaufen in den letzten Wochen noch mehr Jagd war, als es das sowieso schon immer gewesen ist. Möglichst jeden Tag die über Jahre hinweg flächendeckend abonnierten RSS-Feeds und Newsletter checken ist Pflicht, wenn man eins der paar Exemplare bekommen möchte. Und wenn man mal zu einem ungünstigen Zeitpunkt das Geld für Plattenladen und neue Technik verdienen muss, dann ist es inzwischen mehr als nur fast sicher das der geneigte Plattenkäufer blöd aus der Wäsche und hinterher guckt.

Bei dieser hatte ich Glück. In 2 Stunden gingen 20 Stück über die Ladentheke – und auch nur dann wenn man bereits wusste, dass diese da hinter der Theke liegt. So bin ich nur deswegen eines Nachmittags aufs Rad gesprungen und hab gerade noch die Letzte ergattert. Es ist ein bisschen wie damals im Osten, kurz vor Weihnachten wo es ausnahmsweise mal Orangen oder Bananen gab.  Oder wenn es für 2010 Fusion Early Bird Tickets gab oder Nachtdigitalkarten – letztere sind ja inzwischen auch schon ausverkauft, aber darum soll es hier nicht gehen…

Detroit Beatdown hat nach Jahren im Abseits eine Renaissance erfahren. Ein guter House-Dancefloor hat im Sommer 2009 auch dann locker durchgehalten, wenn die Geschwindigkeit für Stunden weit unter 120 Beats pro Minute gefallen ist. Und auf einmal sind Sie wieder da, die schon da waren, als das mit dem Techno House Ding gerade erst los ging: Norm Talley und Delano Smith. Auf Sushitech gab es nun Ende November diese auf 300 Stück limitierte Split-10″ mit 2 richtig guten House Tracks der Altmeister. Ich konnte mich lange nicht richtig entscheiden, welche Seite der Platte mir eigentlich am Besten gefällt.

Den A-Track „Constellation“ hat Delano Smith produziert. Eine rollende, tief im Bauch wubbernde Bassline trägt hier alles: die sehnsüchtige Synthsequenz, die atmosphärischen Strings, die Claps und die offbeat treibenden Hihats. Ganz klassisch und alles richtig gemacht – deep into the vibe of house, so soll’s sein. Tja, und wie beschreibe ich jetzt Norm Talleys „Detroit 2-Step“ damit hier auch rüber kommt, dass der mir noch ein kleines bisschen besser gefällt? Es ist die Soundauswahl, die nicht ganz so rund klingt, sich auch an akustischen Instrumenten bedient, so noch ein bisschen mehr psycho-akustische Reibung aufbaut und diese dann durch Norm Talleys 1A Mörder-Bassdrum perfekt transportiert. Something for your mind, your body and your soul!

So könnte ich zwar auch wie ein Rohrspatz meckern, dass mir letzte Woche schon wieder so zwei Granaten wegen der momentan akuten Vinyl-Unterversorgung durch die Lappen gegangen sind und das meine zwei Haupt-Plattenläden dazu noch ihre Newsletter schwer vernachlässigen, was demnächst auf jeden Fall noch vor Ort besprochen wird. Andererseits ist aber auch alles wieder viel spannender geworden. Es gibt eben nur noch 300 Stück und so kann gar nicht jeder DJ mit Vinyl das Gleiche spielen. Ich merke wie mich der Platteneinkauf (mein tägliches Leben) emotional aufwühlt und das ich mich schon lange nicht mehr so über neue Platten gefreut habe. Die müssen deshalb auch nächstes Jahr wieder mehr öffentlich aufgelegt werden – mit nem Satz ganz persönlicher Trümpfe und Zaubertricks im Ärmel, versprochen!