Wenn ich eine Liste meiner Lieblings-Künstler erstellen sollte, dann würde einer ganz bestimmt nicht fehlen: Gerard Hanson – noch besser bekannt als Convextion oder auch Event Related Potential, kurz E.R.P. 1995 hat er bereits seinen Evergreen Miranda auf Matrix Detroit veröffentlicht. Seitdem gehört er deshalb wohl auch zum Klang des Detroit-Umfelds, obwohl Gerard Hanson seine Tracks eigentlich fern der großen Techno-Ballungszentren in Dallas Texas produziert. Die Matrix 1 war bis zum Miranda Re-Release vor 4 Jahren eine der am meisten gesuchten Techno-Platten überhaupt und auch heute wird das Original nicht unter 50 Euro gehandelt.
Seitdem gibt es circa eine neue Convextion oder ERP Platte pro Jahr. Dabei bleibt Hanson seinem ganz eigenen Stil immer treu und öffnet darin dennoch immer wieder ein neues Klang-Universum. Ich denke da vor allem an Venus in Spurs auf Tektite, an die Event Related Potential EP und das Convextion Album auf Downlow oder die ERP auf Frantic Flowers. Für mich klingt dabei Convextion immer etwas mehr Techno und ERP etwas mehr nach 80er-Jahre beeinflusster Elektronika. Also so klassischer Elektro! Ein Stil, der eigentlich einen Sound sehr viel spezieller beschreibt als es die meisten, die den Begriff heute verwenden, ahnen.
Vielleicht hat es sich inzwischen bis in die Staaten herum gesprochen, dass hier der Begriff Elektro inzwischen für alle möglichen Stilrichtungen elektronischer Musik verwendet wird und dabei leider der eigentliche Stil völlig unter die Räder gekommen ist. Richtige Elektro-Platten sind ja auch eigentlich nicht mehr vorgekommen. Insgesamt 200 Exemplare der zwei ERP-Releases auf Semantica haben nun mal bestimmt keine neuen Hörer erreicht und auch Labels wie Puzzlebox oder Artists wie zum Beispiel Aux88 oder Keith Tucker sind in den letzten Jahren voll im Dornröschenschlaf versunken.
Doch nun gibt es frischen Wind. ERP hat soeben eine neue Platte auf Hardfloor veröffentlicht und Diamonds & Pearls hat aktuell gleich vier neue, wirklich gute Aux88 EP’s auf Puzzlebox im Vertrieb. Nach Minimal-, Deephouse- und Disko-Edit Hype wird vielleicht 2011 das Jahr, in dem Elektro aus seinem Schlaf erwacht und sein spezielles Klanguniversum wieder auf einige Dancefloors zurückkehrt. Wäre echt cool, denn für viele ist das inzwischen wieder wirklich neu und vielleicht hilft dieser tolle Convextion Podcast auf Resident Advisor dabei.
schöner text und vor allem toller podcast!
aus dem schlaf erwacht ist das ganze ja schon länger. ich glaube, nichts wird so regelmäßig auf facebook gepostet, wie der gesamte drexciya backkatalog und leute wie dj stingray erscheinen auch schon länger zunehmend in den blogs und clubs. gerard hanson ja auch schon seit jahren..allerdings alles bisher in einem angenehmen umfang. einen hype gibt es darum aber hoffentlich nicht in dem ausmaß, wie damals bei minimal bzw. zuletzt bei deep house und dem, was als solcher etikettiert wurde..aber da der klassische elektro auch gerade in der englischen post-dubstep szene massiv zitiert und auch im original wieder in sets gespielt wird (boddika, instra:mental, usw..) könnte das ganze doch stark rückenwind bekommen..
ja, vielleicht ist der umweg über (post)-dubstep der weg zurück auf den dancefloor. ich erinnerte mich nur an diesen einen abend, es war wohl so 2007, als convextion in der panorama bar ein wirklich schönes liveset gespielt hat. hinterher meinten wohl einige die auch durchaus ahnung haben, es wäre ihnen zu elektro gewesen. da habe ich echt den kopf geschüttelt – war es doch eigentlich mal sehr erfrischend, bei diesem ewigen 4tothefloor…
ich denke auch, dass das thema keineswegs tot war – und grade massiv wiederkommt. das egyptrixx set am freitag hat in dieselbe kerbe gehauen. letzterer veröffentlicht ja auch auf einem (post?) dubstep label, macht aber musik, die ich unter klassischen detroit/electro (mit „c“) sortieren würde. das convextion set hole ich mir auch gleich mal. miranda ist ja so ein ding das eigentlich immer geht. also was ich sagen wollte: über mangelnde props kann man bei hanson und den puzzlebox leuten eigentlich nicht meckern. gut so.
toller artikel. ich selbst entdecke -elektro- ja auch erst nach und nach immer mehr für mich. passend dazu gibt es ja in der neuen groove ja ein special – hab es aber noch nicht gelesen. könnte mir aber auch vorstellen, dass hier und da nochmal die begriffsverschiebung angesprochen wird.
Die beiden ersten Releases auf Harbour City Sorrow von Duplex und 214 sind in dem Zusammenhang auch sehr zu empfehlen.