Christian Löffler / Steffen Kirchhoff: Baltic Sea EP (Ki Records)

Christian Löffler / Steffen Kirchhoff: "Baltic Sea" EP [Ki Records]Zwei Jahre existiert „Ki Records“ nun schon mittlerweile. Vor einigen Monaten (im etwas durchwachsenen Sommer diesen Jahres) erschien auf dem Label, welches in Köln beheimatet ist, mit „Reisegefährte“ (sowohl für den Künstler Biodub, als auch für das Label selbst) das Erstlingswerk in Form eines Albumdebüts. Und das ist schon ziemlich gut gelungen, muss ich an dieser Stelle einfach mal anmerken.

Mittlerweile haben wir schon wieder fast Winter und es bricht somit eine Zeit an, in der für einige Menschen unter uns die Melancholie und die all zu oft beschriebene >>Deepness in der Musik<< wieder etwas mehr Wertigkeit bekommt, als sie es sonst ohnehin schon tut.

Durchaus passend, dass mit der neuen Katalognummer (Ki-006) gerade vor kurzem die zweite Ausgabe der sogenannten „Split Series“ EP erschien, für die sich die zwei Künstler Christian Löffler und Steffen Kirchhoff verantwortlich zeichnen.

Die Zwei sind ganz in der Nähe der Ostsee aufgewachsen und leben dort nach wie vor.
Der eine ist – von der musikalischen Seite einmal abgesehen – künstlerisch ausserdem noch als Maler, der andere als Photograph aktiv. Beide verbindet (seit nunmehr fast einer Dekade) eine enge Freundschaft miteinander.

Nachdem der erste Part der dreiteiligen „Split Series“ EP aus der Zusammenarbeit von Arp Aubert mit Me Succeeds heraus in Hamburg entstanden ist und bereits im Dezember 2010 herauskam, liegt hier mit der Baltic Sea EP ein würdiger Nachfolger vor.

Was bereits im Vorfeld schon sehr positiv aufgefallen ist: Ein wahrhaft tolles Front- und auch Back-Cover (ver)ziert die Platte und macht sie somit allein schon visuell bewundernswert. Doch nun zur Musik: Sowohl Christian als auch Steffen steuern auf ihrer Seite der EP jeweils zwei wunderbare Tracks mit Tiefgang und einer tollen Soundästhetik bei.

Die sogenannte „C“-Seite von Christian mit den beiden Stücken „The War“ und „William“ sind vom Tempo her insgesamt ein wenig zurückgenommener bzw. etwas verhaltener als das der Tracks auf der „S“-Seite. Hier gibt es eine sowohl sehr druckvolle als auch angenehm warme Bassdynamik, dort türmen sich beeindruckende sphärische Soundwände auf, obendrein gibt es teils recht mysteriös anmutende Vocals und eine geheimnisvolle Geräuschkulisse – was das Ganze äusserst spannend macht. Da lass‘ ich mich doch nicht zweimal bitten, sondern davon (unbedingt!) gleich mal mit auf die Reise nehmen. Absolut grossartig, gerne mehr davon!

Steffens: „The Beast In Me“ und „Silk Skies“ auf der „S“ sind ebenso beide geprägt von einer tollen Sphärik, die sich insgesamt komplett durch die Tracks hindurch zieht, die sich nahe an der Grenze zur Songstruktur bewegen. Passend zur bereits weiter oben im Text beschriebenen Melancholie in der Musik gibt es hier jede Menge melodischer und klingelnder Parts, was jetzt vielleicht nicht immer jedermanns Sache ist und doch passt das hier erneut einfach alles wieder sehr gut zusammen. Für den Tanzflur sind beide Titel in jedem Fall sehr gut geeignet. Auffällig ist hier definitiv eine gewisse Affinität zu der einen (oder anderen) Produktion aus dem Hause Dial Records, was das Ganze allerdings in keinster Weise schmälert, sondern es meiner Meinung nach eher noch aufwertet.

Die bisherigen Produktionen der beiden Jungs von der Waterkant gefielen mir bislang (ausnahmslos!) alle sehr gut und ich bin jedes Mal immer wieder erfreut, wenn ich erfahre, dass etwas Neues von ihnen erscheint. Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich (seit längerem mal wieder) glücklicherweise (einmal mehr) die Möglichkeit, Christian Löffler bei der Präsentation seines aktuellen Live Sets erleben zu dürfen. Im Moment arbeitet Christian übrigens in den letzten Zügen an seinem Debutalbum, welches dann bei „ki Records“ im kommenden Frühjahr erscheinen wird und im Januar 2012 soll es dazu noch eine Vorab-Single von ihm geben.

Zusätzlich bin ich schon sehr auf den dritten und abschliessenden Teil der „Split Series“ EP gespannt; in diesem soll dann eine Soundästhetik aus Tokyo vermittelt werden – also aus Japan und damit sozusagen aus dem Land, welches namensgebend für „ki Records“ ist. Bis dahin erfreue ich mich solange an der Baltic Sea EP.

>>your ghost is not the same<< ….

TIP!

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Levon Vincent: Impression Of A Rainstorm (Novel Sound 06)

levon vincent impression of a rainstorm novel sound 06Letzten Sonnabend hab mich wieder ziemlich geärgert, dass das Kontingent der neuen Levon VincentImpression Of A Rainstorm auf Novel Sound 06 bei Hardwax mal wieder schneller ausverkauft war, als das menschliche Auge gucken kann. Dabei war ich mir schon damals sicher, dass mir diese Platte so manchen dunklen November Tag deutlich erhellen würde. Doch es gilt wie immer: nicht aufgeben und dran bleiben und so habe ich sie heute geschossen!

Die Hysterie, die momentan über die Plattenläden bezüglich der Novel Sound 06 herein bricht, ist im übrigen völlig berechtigt. Bei Impression Of A Rainstorm klöppeln die Percussions mit klassischen Ravesignal, welches sich erst dezent im Hintergrund ankündigt und dann im Verlauf mit immer deutlicher wird. Ein Track, der Assoziationen mit so manchem US-Evergreen nicht scheuen muss. Und die Tracks auf der Flip sind nicht weniger alles Meisterwerke. Die Handschrift von Levon Vincent kann man deutlich raushören und was sind das alles für großartige Produktionen. ALL KILLER!

DJ Yoav B: Spacetrips (Syncrophone 08)

dj yoav b spacetrips syncrophone 008Meine neueste aktuelle Lieblingsplatte ist DJ Yoav B – Spacetrips, die vor kurzem auf Syncrophone 08 in Paris erschienen ist. Oberflächlich betrachtet, könnte der Titel Spacetrips auch Soundtrack einer Filmproduktion sein, welche irgendwas aus den 70er oder frühen 80er Jahren zum Thema hat. Doch wer Yoav B schon kennt der ahnt bereits, dass es hier bei entspannten 115 bpm hinter dem jazzy Klimpern noch ziemlich abgefahren in die Tiefe geht. Während sich bei A2 Temptation die Synths ganz wunderbar um eine funky Killer-Bassline modulieren wird’s dann auf der Flip mit dem Track Peace in ähnlich gemäßigtem Tempo raw und dirty. Wirklich tolle slow-mo Spacetrips!

Doku: Vinylmania

doku vinylmania arteMal ehrlich: Im Gegensatz zu den Problemen, die momentan sonst noch so auf einen eindonnern, ist alles was mit Vinylmania zu tun hat doch wirklich nur Kinderquatsch mit Michael. Und doch bleibt Vinyl neben Live einfach die schönste Art, Musik zu hören. Zuerst sollte Vinyl von der CD beerdigt werden und es ist nicht passiert. Zwar längst in die Nische verdrängt hat die gute alte Schallplatte doch überlebt und es ging ihr dort lange Zeit prächtig. Mit mp3 und der ganzen Computertechnik schien Vinyl vor einigen Jahren dann endgültig vor dem aus. Die meisten Plattenläden mussten schließen, Vertriebe wurden zahlungsunfähig, Labels und Künstler verdienten kein Geld mehr – die Vinyl-Apokalypse schien nahe!

Doch wenn man heute zu langsam ist, dann guckt man der Schallplatte nur noch hinterher. Es scheint so, als gäbe es manchmal sogar viel zu wenig Schallplatten, um die Nachfrage zu befriedigen. Immer mehr Releases werden wieder immer häufiger nachgepresst und auch verkauft. Die De:Bug macht ein drei Ausgaben umfassendes Special über Vinyl und die Sticheleien der mp3-Traktoren in Richtung Vinyl reißen einfach nicht ab. Vinyl ist relevant geblieben. Ich wette bei all jenen, die ihre Schallplattensammlung einst digitalisiert und verkauft haben, kommt manchmal sogar ein leiser Zweifel hoch, ob das nicht vielleicht doch ein Fehler gewesen ist.

Was ist also dran am Vinyl? Warum verlieren sich die Menschen trotz unzähligen, viel praktischeren Alternativen nur zu gern darin und warum bricht bei so vielen Menschen schon beim ersten Plattenkauf die Vinylmania aus? Einige Erklärungsversuche dazu und ganz viel Liebe gibt’s noch bis Donnerstag Abend in dieser Doku auf Arte+7.