Markus Güntner: Doppelgaenger (Sending Orbs)

Nach dem Partyfreitag hab ich übers Wochenende Winterschlaf gehalten. An solchen Tagen brauche ich keine 4/4 Bassdrum sondern Ambient und so kam mir das neue Album Doppelgaenger von Markus Güntner auf Sending Orbs gerade recht. Seit er 2000 mit „Regensburg“ auf Kompakt sein Debüt hingelegt hat, hatte ich Markus Güntner auf dem Schirm. Sein erstes Album „In Moll“ von 2001 hat ein ganzes Weilchen gebraucht, aber nach nun fast 9 Jahren ist es einfach das von mir am meisten gehörte Ambient-Album überhaupt. Keine Ahnung wieso, weshalb, warum – langfristig behaupteten sich jedenfalls Markus Güntner’s frühe Ambientproduktionen in Bezug auf die Wiederholungshörfrequenz sogar noch vor Namlook oder Voigt.

Danach zog bei Markus Güntner’s Releases der Dancefloor ein und ich erinnere mich vor allem noch an „Seven Days“ auf Ware. Doch dann kam die Techno-Krise und der krasse Pop-Remix von Talk Talk’s „It’s A Shame“. Markus Güntner hatte damit seinen kommerziell besten Track und verschwand fast gleichzeitig von meinem Radar.

Mit dem aktuellen Album Doppelgaenger meldet sich also Markus Güntner auf Sending Orbs auch bei mir zurück. Gas ähnliche, schwere Flächen ziehen sich durch die Tracks und modulieren sich dabei nur ganz vorsichtig über Asphaltwiesen und durch leere Häuser. An einem Morgen danach ist das schon mal bestens geeignet, um der temporären Apathie zu begegnen. Dann kommen Flimmerfrequenz, Dreiglanz und spätestens der sanfte Kick im Meer der längst vergessenen Maßeinheit Leugen hat mich angenehm aus dem Bett geholt. Wenn die nächste Daisy kommt und der Kater mauzt, dann hat Ambient von Markus Güntner wieder einen festen Platz im persönlichen Klimakatastrophenvorrat.

Levon Vincent: mnml ssgs mix 46 / Double Jointed Sex Freak

Levon Vincent: Double Jointed Sex FreakFrohes Neues alle zusammen! Gestern haben wir hier in der Monday Edition gleich mal absoluten Besucherrekord gefeiert. Es scheint so, als hätten es einige bis zu den Blogs beim Leserpoll der De:Bug geschafft und an dieser Stelle ein wirklich ganz großes Danke an alle, die uns in ihre Lieblingsliste für 2009 eingetragen haben. Das ist so super! Im ersten Jahr gleich mal hinter Tanith eingestiegen – WOW! Wer hätte das gedacht?

Einer, der uns im vergangen Jahr immer besonders gut gefallen hat, ist definitiv Levon Vincent und wie könnte das Jahr besser starten als mit einem neuen Mix von ihm? Seine DJ-Sets waren immer klasse, seine Platten habe ich alle gekauft und das war auch stets die richtige Entscheidung. Laut ist er immer für einen Schauer von Gänsehaut gut und das es 2010 noch ein bisschen geiler geht beweist seine neueste Veröffentlichung Double Jointed Sex Freak auf Novel Sound 04. Nur blöd, dass mir nun gerade diese Platte kurz vor Weihnachten entwischt ist. Mist! So spare ich mir erstmal weitere Worte dazu und verweise auf das Hörbeispiel in der YouTube-Playlist:

Levon Vincent – Double Jointed Sex Freak

Sie wird jedoch ganz sicher nochmal nachgeliefert und bis dahin verkürze ich mir das Warten mit dem neuen Mix von Levon Vincent bei unseren Freunden von mnml ssgs. Der ist wieder mal so tight & funky wie ich es mag und ich glaube, das ist sogar Levon’s bisher bester Mix.

Tracklist

FRED P – NO LOOKING BACK
TEVO HOWARD – 06060606
MOLE PEOPLE – THE OCEAN
XDB – RISING SUN
OMAR S – QUADRAPOLEGIC COMPANION
CULTURAL VIBE – MA FOOM BEY
TRACK SHOW – TRACK 3
MIKE PERRAS – LITTLE BIT OF THIS
FRED P – DEEP HYPNOTIC (MARS MIX)
DJ DUKE – D2-D4
FAT CAT – You Figure it Out
DJ QU – BE FREE
LEVON VINCENT – DJSF 2
MOOD II SWING – MOVE ME
TEVO HOWARD – EVERYDAY HOUSE MUSIC

DJ Sprinkles / Terre Thaemlitz – Resident Advisor Podcast

DJ Sprinkles / Terre Thaemlitz - Resident Advisor PodcastDass DJ Sprinkles aka Terre Thaemlitz mit Midtown 120 Blues ungefähr das deepste und dollste House-Album der letzten Jahre vorgelegt hat, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Die, neben Deep-House, weiteren musikalische Leidenschaften von Terre Thaemlitz waren und sind immer noch Ambient, experimentelle Elektronik (speziell die seiner Wahlheimat Japan), Free Jazz und Word Art. Für Resident Advisor hat er nun einen Mix gemacht der all diese Welten behutsam zusammenbringt:

Tracklist

Terre’s Neu Wuss Fusion – She’s Hard (2007 Archive of Silence) – Mule Musiq
Deuter – Solitary Bird – Kuckuck
The Golden Palominos – Gun/Little Suicides (Brown Stain Walls, Red Jelly Corners) remix by Terre Thaemlitz – Restless
Oval – Textuell – Mille Plateaux
Terre Thaemlitz – 2 AM on a Silo – Instinct
Hajime Tachibana – The Girl from Ipanema – Midi
Yesterday’s Heroes – 1979 – La Louche Qui Fait Déborder Le Vase
Yoshihiiro Hanno – Platform (Home[Form]) remix by Terre Thaemlitz – Cirque
Depeche Mode – World Full of Nothing (DJ Sprinkles private edit)
Faye Wong – Shame (DJ Sprinkles private edit)
Michael Nesmith & the First National Band – Beyond the Blue Horizon – RCA Victor

Maayan Nidam – Don’t Know Why / Feels Like (Perlon 78)

Perlon ist eines dieser Labels dessen Produktionen ich in den vergangenen Jahren eher respektiert als geliebt habe. Die ziehen ihr Ding (heller, trockener Minimalsound mit Microsamples, Pappkartonbeats über extrem tiefen Bässen, keine Chords, selten unter zehn Minuten pro Track) konsequent durch, in konstant hoher Qualität, mit den allerbesten leuten – und doch liessen mich die Ergebnisse meist kalt. Wenige Ausnahmen, die über den uniformen Labelsound hinaus wiesen, wie zuletzt Portables Überhit Release, bestätigen diese Regel nur.

Mit dem Track Feels Like auf der B-Seite der Laufnummer PERL78 gibt es endlich mal wieder einen Track aus diesem Stall, der mich berührt, tanzen lässt und es zugleich schafft auf interessante Weise an meinem Nerven zu zerren. Gelungen ist dieses Kunststück der Wahlberlinerin Maayan Nidam. Sie ist keine unbekannte im Technogeschäft, legt im Watergate auf, und veröffentlicht neben ihrem bürgerlichen Namen als Miss Fitz, Laverne Radix und als Teil des Duos Mara Trax. Feels Like kombiniert holpernde beats, ein staubtrockenes, erst mal ungelenk wirkendes Geklopfe mit einem genial mäandernden akustischen Bass zu dem sich hin und wieder tiefergelegte und zerdehnte Vocals gesellen, wie eine Bande Gregorianer auf Pilzen. Mehr passiert nicht, aber es ist mehr als genug um eine unwiderstehlichen Funkyness zu entwickeln – aus Bauelementen, die für sich denkbar unfunky sind. Die A-Seite Don’t Know Why ist nicht schlechter, aber insgesamt konventioneller und näher an einem typischen Sample-Schnitzelsound wie man ihn eben von Perlon, Foundsound oder Microcosm kennt. Aber auch hier heben die verquer montierten Vocal-Fragmente das Stück über den Durchschnitt. Beide Tracks sind auf Ihre Weise mächtig Deep, und verzichten dabei auf jedes handelsübliche Klischee von Deepness. Geisterhousemusic.