Drexciya: Re-Releases auf Clone Classic Cuts

drexciya clone classic cutsIn der letzten Woche hat Clone Records via Facebook mitgeteilt, dass sie gerade an Drexciya Re-Releases arbeiten. Wenn mit den Master-Tapes alles klappt, wird die erste Platte noch in diesem Jahr auf dem Clone Sublabel Clone Classic Cuts erscheinen. Das ist doch mal eine schöne Meldung. Die Produktionen von Gerald Donald und James Stinson gehören zu den coolsten, die Detroit-Techno so hervor gebracht hat und außerdem sind die Vinyl-Preise trotz diverser Nachpressungen doch immer noch ziemlich hoch. Für die The Journey Home Single auf Warp von 1995 legt man bei Discogs im Durchschnitt 40€ hin – ich finde, hier kann völlig zu Recht mal nachgelegt werden. Die Musik sollte einfach viel öfter gehört werden.

Es ist ja nun auch nicht so, dass sich Drexciya vom ersten Takt an eingängig jedem Gehör erschließt. Am Anfang ist es hier und da mal ein Track, der vielleicht ganz okay ist. Aber meistens fragt man sich wahrscheinlich schon, was jetzt diese Detroit-Nerds und Blogger so antreibt. Mich hat einst Water Walker auf Tauchstation geschickt – damals im Tresor. Wahrscheinlich ist es meistens einer dieser ganz besonderen Drexciya Tracks, die zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem DJ-Set alles in eine neue Dimension verschieben.

Bis die Tracks auf Clone Classic Cuts erscheinen bleibt erstmal noch genug Zeit für Vorfreude. Dafür und für jene, die mit Drexciya noch nichts anfangen können, habe ich hier ein kleines Youtube-Feature zusammen gestellt. Das ist ca. eine Stunde lang und beginnt mit 7 Drexciya Tracks und am Ende kommt noch mal das Drexciya-Interview, das wir hier letztes Jahr schon hatten… Wer dann noch mehr wissen möchte, dem empfehle ich das Drexciya Research Lab.

Rick Wilhite: Analog Aquarium (Still Music LP+CD 004)

rick wilhite analog aquarium lp still musicRick Wilhite wohnt in Detroit und produziert dort House Music. Er hat Mitte bis Ende der 90er genau drei EP’s auf Moodymann’s KDJ Label veröffentlicht und gemeinsam mit Kenny Dixon Jr. und Theo Parrish das 3 Chairs-Projekt begründet. Außerhalb Detoits und der KDJ-Parrish Nerdfraktion wird Rick Wilhite sicherlich kaum jemanden ein Begriff sein. Dabei hat er bereits 1983 gemeinsam mit den anderen Kids wie Sherrard Ingram, Juan Atkins, Kevin Saundersson und Blake Baxter Musik gemacht. Außerdem hat Rick Wilhite in Detroit lange Zeit einen Plattenladen betrieben und ist seit jeher als DJ aktiv. Nach zwei rückblickenden Compilations für Rush Hour im vergangenen Jahr ist nun sein Debüt-Album Analog Aquarium auf Still Music erschienen und das möchte ich euch hier wirklich an Herz legen.

Beim Blick aufs Cover strahlt der erste Track der Analog Aquarium LP Blame It On The Boogie gleich als große Kollaboration zwischen Theo Parrisch, Osunlade und Rick Wilhite zu den r’n’b-gefärbten Motown-Vocals von Billy Love. Hier ist nicht nur Name-Dropping angesagt sondern fast 20 Jahre gemeinsame Erfahrung, Liebe zur Musik und Liebe zu analogem Equipment. Erwartet hier keine DJ-Tool Tracks sondern wunderbare Songs wie meinen aktuellen Liebling In The Rain und eher dunklen Detroit-House Jazz. Es ist ein sehr abwechlungsreiches Album, dem man die große Erfahrung dahinter wirklich anhört. Ein Album, das bestimmt eher zu Hause angehört werden wird – obwohl an dieser Stelle beginnend mit Deep Horizions und Sunshine Part 2 das letzte Wort für einen überzeugend fetten Clubeinsatz noch nicht gesprochen ist. Tipp!

Vainqueur: Ranges (Scion Versions 07)

scion versions 07 vainqueur rangesPlatte des Tages ist Vainqueur – Ranges auf Scion Versions 07. Scion – das sind Peter Kuschnereit (DJ Pete) und René Löwe aus Berlin, die auch als Substance und Vainqueur produzieren und sicher schon einigen sehr gut bekannt sind. Das erste Scion-Release war Emerge – Nummer 1 des Labels Chain Reaction. Dieses Label ging 1995 als Basic Channel-Nachfolger vom Hardwax aus an den Start und was da so Mitte der 90er von Moritz von Oswald, Mark Ernestus & Co an Musik produziert wurde, gilt weithin als Blueprint von Dub-Techno.

Im vergangenen Herbst gab es ein neues Dub-Techno Release von Vainqueur. Damals spielte ich auch mal wieder meinen alten Letzte-Platte-Gassenhauer Basic Channel 06 von 1994, der sich mit seiner 20 Minuten Spielzeit immer dann besonders gut entfaltet, wenn man mit dem Typen von der Security gerade „noch eine Platte“ ausgehandelt hat. Meistens geht der dann noch ne Runde. Wenn er dann wiederkommt tut die Platte nur so, als wäre sie gleich zu Ende, um dann mit der erneut einsetzenden Bassdrum noch einmal alle Anwesenden glücklich auf dem Dancefloor zu vereinen. Man ist dann auch immer wieder überrascht wie wenige, auch musikalisch sehr gut informierte Leute Basic Channel auf dem Zettel haben.

Wer bereits solche Standards im Sortiment hat, der fragt sich heute bei neuen Dub-Techno Platten immer häufiger, ob das jetzt wirklich noch gebraucht wird. Meistens entpuppt sich das als Aufguss vom Aufguss und ist am Ende die Mühe nicht wert gewesen. Diese Befürchtung hat dann auch vor einer neuen Scion Versions nicht halt gemacht und doch hatte ich schon beim Vorhören die Ahnung, dass Ranges es wert sein könnte.

Inzwischen dreht diese Vainqueur Platte hier seit 6 Monaten in angenehmer Regelmäßigkeit ihre Runden. Während viele Platten kommen und gehen beginnt gerade jetzt im Frühling Ranges noch einmal mehr aufzublühen. Im Februar haben Scion einen ihrer viel zu seltenen Live-Acts im Rahmen der Transmediale im Hebbel am Ufer gespielt und ich ärgere mich noch 2 Monate später darüber, dass ich es verpasst habe. Die Zusammenfassung erreichte mich prompt und klang so: Obwohl man durchaus ein wenig skeptisch war – wegen Techno im Theater, Eintritt für nur einen Act als Konzert und so – wurde nach 10 Minuten auf der Bühne getanzt und alle erlebten in eineinhalb Stunden die Essenz. Das hat voll lange nachgewirkt und sich mehr als gelohnt. Wenn ich mir Ranges von Vainqueur jetzt anhöre, dann muss ich immer daran denken und kann mir sehr gut vorstellen, wie es ungefähr gewesen sein könnte. Killer!

Tin Man: Acid Test 01 (Absurd 015)

tin man nonneo acid test 01 absurd 15So! Das war jetzt genug Pause und es gibt doch so einiges, was ich gerne mit Euch teilen möchte. Allen voran muss noch mal besonders auf die Acid Test 01 von Tin Man auf Absurd Recordings 015 hingewiesen werden. Die Platte ist bereits Ende Januar erschienen und der Track Nonneo war mir sogar schon vorher in der Promo gleich positiv aufgefallen. Doch dann, ein kurze Unaufmerksamkeit und schon war sie out of stock.

In den ersten Monaten dieses Jahres konnte man im Plattenladen schon mal resignieren. Ich persönlich fühlte mich jedenfalls mehr und mehr wie beim Ferkelrennen – viel zu wenig Stück von den richtig guten Platten und wer nicht gleich losrennt, hat’s leider verpasst bzw. wirft den Arbitrage-Abzockern ein vielfaches des gewohnten Preises in den Rachen und die MP3-Downloader lachen. Aber kaum kommt der Frühling und es geschehen noch Zeichen und Wunder – ein Repress!

Jetzt gibt es hoffentlich genug Exemplare dieser Acid-Hymne. Tin Man ist da ja sowieso immer eine echte Ausnahme. Was er hier als Nonneo auf Vinyl gepresst hat ist der beste 303-Acid Sound, den ich seit Love and Sex Acid nicht nur von ihm gehört habe. Genau so muss das für mich klingen. Ich hab das letztes Wochenende gleich mal einem kleinen, größeren Publikum vorgespielt und obwohl leider die Platte gesprungen ist und so der Übergang etwas ruppig zu Ende ging, war die Wärme und Euphorie von Nonneo einfach großartig. Unter A2 Accumulated Acid hat Tin Man davon noch eine Art Ambient Version gemacht und der Remix von Donato Dozzy tauscht die Euphorie gegen Deepness. Ganz toll!

Kollektiv Turmstrasse: Rebellion der Träumer (live)

kollektiv trumstrasse rebellion der träumerKollektiv Turmstrasse haben bereits im November ihr drittes Album mit dem Titel Rebellion der Träumer auf Connaisseur Recordings veröffentlicht und es gab ja auch allerhand Medienpromo dafür. Wenn ich in den vergangenen Jahren mal was vom Kollektiv Trumstrasse gehört habe, dann habe ich meistens diese cleane Klangästhetik bemängelt, wie man sie einfach auf zu vielen Partys hören konnte. Zwar haben sie auch schon immer sehr schöne Synthie-Arrangements gemacht, die besonders gut auf OpenAirs zum Tragen kommen. Doch im Hintergrund war immer dieses cleane Click-Ticker-Click-Ticktick und sowas musste ich abseits der Partys nicht noch öfter hören. Nun habe ich irgendwann dieses Rebellion der Träumer Album angehört und damit haben Kollektiv Trumstrasse dann doch echt positiv überrascht. Das ist ein Allround-Album mit einem echt schönen Vibe geworden. Die Beats sind fett und von temporären Bombast-Breakbeats bis hin zu Superdezent wirklich abwechslungsreich. Es gibt außerdem eine gesunde Portion Pop und die Digital-Version hat darüber hinaus noch viele schöne Ambient-Momente, weil neun Dazwischen-Tracks die Hörer von einem Track zum Nächsten begleiten. Ein kleines Räuspern am Rande: Ich glaube, ich höre hier manchmal auch einen Hauch von Autotune. Naja, egal. Ich skippe meistens bis Dazwischen 3 vor (hier Minute 15) – ab hier gefällt mir das Album so richtig gut. Mein Favorit ist Schwindelig und bei Addio Addio kann man zum Schluss durchaus schon mal die Schuhe ausziehen und für den Sommer ein wenig barfuß Probetanzen…

cv313 – Seconds To Forever (Echospace 12)

cv313 - Seconds To ForeverSeit Ewigkeiten (also immerhin fast drei Wochen) war ich heute mal wieder im Plattenladen. Nach langem Hin-und-her, Abwegen, Weglegen, Doch-Nochmal-Reinhören und tiefem Blick in den Geldbeutel, ging ich schließlich zufrieden mit unter anderem Theo Parrish, XDB, Omar-S, Andy Stott und Function unterm Arm nach Hause. Alle gut, keine Frage, doch meine Platte des Tages, der Woche, ach, vielleicht sogar des Monats kommt von Stephen Hitchell und Rod Modell und heißt „Seconds To Forever„.

Als Echospace, oder wie eben hier cv313, veröffentlichen die zwei Produzenten schon seit Jahren rauschig warmen Dubtechno, dem man die Vorbilder deutlich anhört, aber keineswegs als einfache Kopie ebendieser abgestempelt werden kann. Ein Vorwurf, vor dem sich dieser Tage beispielsweise Knowone deutlich mehr fürchten müsste. Der Grad zwischen Referenz und Kopie ist schmal – aber das ist eine andere Baustelle, zurück nach Chicago und Detroit, zu cv313.

Eigentlich ist alles wie immer. Es knistert, es rauscht, es sind Tracks, die einfach ebenso vertraut wie eben doch immer wieder packend durch die Hallräume segeln. Und während die Platte mit dem Original des Titeltracks schon beeindruckend beginnt, wird es danach immer besser. Denn der Reshape von „Seconds To Forever“ kickt noch mehr, lässt durch die Tiefen des Dubs noch Congas schwingen und mich die Nadel immer wieder auf Anfang setzen. Ebenfalls nicht genug bekomme ich von dem fast 23-minütigen, sehr ambienten „Beyond The Clouds (Reprise)“ auf der B-Seite. Schleppend und schwer, verwaschen und doch so klar. Ein Rausch, der trotz seiner Länge viel zu schnell endet.

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Wareika: Harmonie Park (Perlon 81)

wareika harmonie park perlon 81Eines Tages im Dezember: Inzwischen hat sich hier der richtige Moment für die Harmonie Park LP von Wareika gefunden. Zwischen Jazz, Techno-Folklore und ihrem „advanced“-Ansatz für elektronische Musik konnte man schon beim ersten Hörbeispiel im Juni ahnen, dass es für diese LP auf Perlon durchaus den richtigen Zeitpunkt geben würde. Während die Weihnachtsmelodien wieder Hochkonjunktur haben, setzte ich einfach auf die CD-Version dieser LP. Manchmal lausche ich zwar ein wenig ratlos dieser stoischen HiHat hinterher und frage mich, was die da eigentlich macht. Dennoch gefällt mir der Harmonie Park mit seinem Wolfsdorf-ähnlichen mäandern von einer Harmonie zur nächsten echt gut – seine zahllosen und ständigen Variationen zwischen Minimal-Techno-Afterhour und Fernet-Branca Gitarre, die vielleicht auch gerade wegen dieser endlosen Offbeat-HiHat so gut funktionieren. Brücken ohne Ende als LP+CD.

PS: Ja ich weiß, dass es schon die neue Superlongevity 5 auf Perlon 87 gibt. 70 Euro! Dafür muss ich noch ein bisschen sparen.