An dieser Stelle werfe ich mal die neue Ricardo Villalobos auf Sei Es Drum 004 in die Runde. Ganz nach dem Motto „Only a team makes a dream“ hat Ricardo Villalobos in großer Kooperation mit Argenis Brito, O. Weidenthaler und M. Messelis auf der A einen schön zackigen, ich finde fast oldschooligen Villalobos Beat hingelegt und dazu singt jemand peculiar. Der Titel Peculiar trifft es da schon auf den Punkt und ich wusste auf Anhieb wirklich nicht, wie ich das jetzt endgültig finden sollte. Auf der einen Seite der wirklich schöne Villalobos Beat samt spannenden Trackaufbau und dann dieses eigenartige Gesäusel auf der Anderen. Doch irgendwie spiele ich diesen Track jetzt allen vor und dabei ist es für mich vor allem spannend, was ihr dazu meint. Ich tippe, es ist’n Hit und es könnte durchaus sein, dass es auch länger hält. Die B-Seite 3 Züge hat Ricardo Villalobos gemeinsam mit Sven Röhrig aka 3 Phase produziert. Das ist dann wieder was für jene Momente, in denen irgendwelche „jetzt haut das gleich so richtig rein“-Dancefloorambitionen nicht unbedingt auf dem Plan stehen. Schon so vertrackt, wie man es inzwischen längst gewohnt ist und dennoch ziemlich fett. Jekooft!
- Ricardo Villalobos – Peculiar / 3 Züge (hören & kaufen)
Diese Tracks hat Joshua Michaels als Circulation bereits in den Jahren 1995 / 1996 auf Balance Chicago veröffentlicht – das ist ein Sublabel von Prescription. Mein Favorit dieser Reissue auf P&D 006 ist definitiv Patterins (Iz & Diz Ghosts In Detroit Wake Up Dub) und genau die Art von Deep House, die immer und immer wieder geht. Süße Strings, warmer Bass, ein sanfter Groove – perfekt und zeitlos. Als Sahnehäubchen gibt’s auf der B-Seite noch einen original 95’er Prescription Chicago House Slammer unter der Überschrift Emotions Unknown in zwei Versionen. Tolle Platte!
Wo ich schon mal wieder bei den Classics bin: Wer ist der berühmteste aller frühen Chicago DJ’s? Richtig, Ron Hardy! Seit über 10 Jahren hat deephousepage.com ein schönes Mix Archiv für Ron Hardy und dort habe ich auch diesen Mix gefunden, als ich so 2004/2005 verstärkt Chicago House- und somit auch Italo Disco Forschung betrieben habe. Dieses Ron Hardy Set aus der Music Box ist vom 19. Juni 1984. Es ist also die Zeit, kurz bevor sich Chicago House entwickeln sollte. Auf der B-Seite mixt hier Ron Hardy auch „On and On“ von Jesse Saunders – der Track, der da gerade ein paar Monate alt ist und weithin als erster Housetrack überhaupt in die Geschichte eingehen wird. Auch sonst kann mich dieser Mix immer wieder begeistern. Es ist ein richtiger Sommermix, der mir schon so manchen Moment tief ins Gedächtnis eingeprägt hat. Also schon mal vormerken, der nächste Sommer kommt bestimmt. Richtig perfekt ist es übrigens, dazu mit offenen Fenstern, Strand Outfit und „Feel The Drive“ die Küstenstraße entlang zu cruisen. Links das Meer, der wohl temperierte Fahrtwind – ach ja! I don’t believe in magic, I believe, I believe in love ever lasting…
Im Juni 2009 hatte ich meinen Gastmix beim Lost in Atlantis Radio von [g]hood, welches jeden Freitag auf (house-) motion.fm sendet. Nach eineinhalb Jahren hatte ich jetzt endlich die Eingebung, dass ein Monday Edition Podcast von [g]hood vielleicht auch mal eine gute Idee wäre – und was das für eine gute Idee war! Sein Mix beginnt mit diesem ganz wunderbaren Intro „The Genius Of The Crowd“. Ich finde die Idee richtig großartig. Es ist das beste Intro, welches ich seit sehr langer Zeit irgendwo gehört habe und auch sonst versetzt mich dieser DJ Mix in eine Stimmung, die ich als absolut zeitgemäß empfinde. Eigentlich gibt es nicht sehr viel, was zu feiern wäre und dennoch ist dieser Mix alles andere als depressiv. Es ist so ein schöner Mix! Ich springe vor Freude fast im Dreieck und ich hoffe, ihr könnt meine Begeisterung auch ein bisschen teilen… Danke Thomas.
Eines Tages im Dezember: Inzwischen hat sich hier der richtige Moment für die Harmonie Park LP von Wareika gefunden. Zwischen Jazz, Techno-Folklore und ihrem „advanced“-Ansatz für elektronische Musik konnte man schon beim ersten Hörbeispiel im Juni ahnen, dass es für diese LP auf Perlon durchaus den richtigen Zeitpunkt geben würde. Während die Weihnachtsmelodien wieder Hochkonjunktur haben, setzte ich einfach auf die CD-Version dieser LP. Manchmal lausche ich zwar ein wenig ratlos dieser stoischen HiHat hinterher und frage mich, was die da eigentlich macht. Dennoch gefällt mir der Harmonie Park mit seinem Wolfsdorf-ähnlichen mäandern von einer Harmonie zur nächsten echt gut – seine zahllosen und ständigen Variationen zwischen Minimal-Techno-Afterhour und Fernet-Branca Gitarre, die vielleicht auch gerade wegen dieser endlosen Offbeat-HiHat so gut funktionieren. Brücken ohne Ende als LP+CD.
Im Moment gibt es die 20 Jahre Groove Ausgabe am Kiosk und die ist wirklich großartig. In meinem Plattenladen gab es die Groove zum ersten Mal im Dezember 96 mit der Nummer #43 – Vive La France. Seitdem bin ich ein relativ treuer Groove-Leser. Obwohl. Vor zwei, drei Jahren gab es auch schon eine Phase, in der mir die Worte nur noch ewig gleich vorgekommen sind, das Feuer des Dancefloors für mich irgendwie völlig im nüchternen, journalistischen Anspruch erloschen war und ich während eines etwas hastigen Umzugs gleich mal alle meine Grooves in der Papiertonne entsorgt habe – oh nein!
So langsam wird mir das immer sympathischer, neue Tracks bzw. Platten in einem aktuellen Mix hervorzuheben. Dabei besitzt Scott’s New Arrival Mix von trackwerk.net nicht nur eine ausgezeichnete Trackauswahl, sondern ist obendrein noch richtig gut gelungen. Entspannt geht’s los u.a. über Donato Dozzy, Space Dimension Controller, Nebraska bis zum Robert Hood Remix auf Dekmantel… Ach da gefällt mir irgendwie alles – ich tanze!