Als 1999 die erste Superlongevity Compilation auf Perlon erschien, war das Label bereits 2 Jahre und 10 Releases alt. Das kam irgendwo aus den Klangwelten um Phonography oder Playhouse, war aber dennoch um einiges abstrakter und sowieso schon immer sehr eigen. Ich weiß noch wie mir mal jemand gesagt hat, dass er sich nicht vorstellen könne, diese Tracks im Club aufzulegen aber irgendwann trotzdem einfach alle Perlon-Veröffentlichungen nachgekauft hat. Da war dann der Clubbeweis auch schon längst erbracht.
Das ist jetzt über 10 Jahre her und seitdem haben diese schwarz-gelben Perlon-Platten immer noch ihren ganz besonderen Platz in meiner Sammlung. Die haben also tatsächlich ihre Superlongevity-Eigenschaft bewiesen und mit der neuen Superlongevity 5 auf Perlon 84 klingt es so, als wären Zip, Markus Nikolai und all die anderen nach so manchem Hype wieder ganz bei sich angekommen. Dieses Mal aber gleich mit einer 7×12″-Ausgabe und 28 Tracks in vollem Farbspektrum! Der absolute Hit ist wohl Dandy Jack mit Show You My Tent. Don’t laugh oder doch. Der Daniel Bell Track ist wunderbar und auch der von Audio Werner. Und von wem und auf welcher Platte war jetzt noch mal dieser tolle Deephouse Track? Ach nee, das waren zwei verschiedene. Wo sind die jetzt? Momentan habe ich jedenfalls schon die eine grüne und die lilane in der Kiste und werde jetzt mal die anderen Tracks suchen, deren Fragmente mir noch wie Superlongevity in der Ohrmuschel kleben. Man merkt gleich, hier hat man länger Spaß.
So war jetzt diese Box wirklich nicht billig, aber die Investition wird sich auszahlen. Inzwischen sind die auf 1000 Stück limitierten Vinyl Boxen längst über den Ladentisch gegangen aber für Nachzügler gibt noch ein paar Chancen auf dem Second-Hand Markt. Außerdem gibt’s alles noch auf Doppel-CD im Mix. Es ist wirklich toll, wie die das bei Perlon immer machen und wie stilsicher sie dabei in all den Jahren geblieben sind. Einfach Superlongevity!
An dieser Stelle werfe ich mal die neue Ricardo Villalobos auf Sei Es Drum 004 in die Runde. Ganz nach dem Motto „Only a team makes a dream“ hat Ricardo Villalobos in großer Kooperation mit Argenis Brito, O. Weidenthaler und M. Messelis auf der A einen schön zackigen, ich finde fast oldschooligen Villalobos Beat hingelegt und dazu singt jemand peculiar. Der Titel Peculiar trifft es da schon auf den Punkt und ich wusste auf Anhieb wirklich nicht, wie ich das jetzt endgültig finden sollte. Auf der einen Seite der wirklich schöne Villalobos Beat samt spannenden Trackaufbau und dann dieses eigenartige Gesäusel auf der Anderen. Doch irgendwie spiele ich diesen Track jetzt allen vor und dabei ist es für mich vor allem spannend, was ihr dazu meint. Ich tippe, es ist’n Hit und es könnte durchaus sein, dass es auch länger hält. Die B-Seite 3 Züge hat Ricardo Villalobos gemeinsam mit Sven Röhrig aka 3 Phase produziert. Das ist dann wieder was für jene Momente, in denen irgendwelche „jetzt haut das gleich so richtig rein“-Dancefloorambitionen nicht unbedingt auf dem Plan stehen. Schon so vertrackt, wie man es inzwischen längst gewohnt ist und dennoch ziemlich fett. Jekooft!
Eines Tages im Dezember: Inzwischen hat sich hier der richtige Moment für die Harmonie Park LP von Wareika gefunden. Zwischen Jazz, Techno-Folklore und ihrem „advanced“-Ansatz für elektronische Musik konnte man schon beim ersten Hörbeispiel im Juni ahnen, dass es für diese LP auf Perlon durchaus den richtigen Zeitpunkt geben würde. Während die Weihnachtsmelodien wieder Hochkonjunktur haben, setzte ich einfach auf die CD-Version dieser LP. Manchmal lausche ich zwar ein wenig ratlos dieser stoischen HiHat hinterher und frage mich, was die da eigentlich macht. Dennoch gefällt mir der Harmonie Park mit seinem Wolfsdorf-ähnlichen mäandern von einer Harmonie zur nächsten echt gut – seine zahllosen und ständigen Variationen zwischen Minimal-Techno-Afterhour und Fernet-Branca Gitarre, die vielleicht auch gerade wegen dieser endlosen Offbeat-HiHat so gut funktionieren. Brücken ohne Ende als LP+CD.
n der vergangenen Woche war dann wohl wirklich das finale Bar 25 Closing und ich will an dieser Stelle nicht noch mal all das wiederholen, was woanders schon ausreichend beschrieben wurde. Die letzte Party war der Hammer – das
Letztens war Robert Hood im Berghain. Wir kamen pünktlich zum Set-Beginn gegen 4 die Treppe hochgetrappst und so 3-4 Platten hat’s schon gedauert, bis man sich auf die leicht erhöhte Schrittgeschwindigkeit eingestellt hatte. Aber dann war Robert Hood einfach nur noch eine Klasse für sich. Niemand bringt einen Minimal-Techno Loop so zum Grooven wie Robert Hood. Eine warme, markerschütternde Bassdrum trägt alles und dann steht er da mit einem wunderbaren Lächeln und so wie er da lächelt, so klingt er. Alle Ruhe der Welt in mindestens 132 funky Techno-Beats pro Minute! Ich hab Robert Hood jetzt zwei Mal gesehen. Im November am Sonntag 17 Uhr in der Panorma Bar und in dieser Nacht im Berghain. Laut im Club ist der jedes mal wirklich richtig großartig. Hier ist Techno ganz direkt, einfach magisch – er selbst nennt es Minimal Techno Soul.
Heute hab ich mal wieder einen älteren Mix ausgegraben: The Bunker Podcast 12 – gemixt von Daniel Bell vor ziemlich genau 2 Jahren. In Sacramento geboren und in der Nähe von Toronto aufgewachsen zog er Ende der 80er nach Detroit um dort u.a. mit Richie Hawtin und John Aquaviva 90-92 als Cybersonic zu veröffentlichen. Er gründete bald das Label Accelerate und hatte als DBX mit Losing Control seinen größten Hit und vor allem hat Daniel Bell schon damals das Blueprint für Minimal Techno mitentwickelt, welches bis heute so gültig ist. Bald kamen die Labels 7th City, Elevate und Harmonie Park hinzu. Aus 7th City entwickelte sich ein Vertrieb, durch welchen sich Daniel Bell wahrscheinlich all diese noch nie gehörten Killer-Platten geangelt hat, die er heute so auflegt. Seit 2000 wohnt Daniel Bell in Berlin und es ist seitdem in Bezug auf Releases deutlich ruhiger um ihn geworden. Aber nicht nur durch sein Neujahrsset bei den weißen Hasen in Berlin und dem DBX Berghain Live-Set vom März ist Daniel Bell für mich immer noch einer der DJ’s überhaupt. Beide Sets waren so richtig klasse und ich freue mich jetzt schon aufs nächste Mal…
Wieder ein neuer Name im Techno Kosmos, der mich begeistern kann: Skudge. Die erste Platte ist bereits im Oktober 2009 auf dem Butane Label Alpha House erschienen und hört auf den Namen Depth Buffering EP. 2 Techno-Tracks im zeitlos minimalen Gewand, die nicht viel mehr Brauchen als einen schönen Bass, ein funky Programming und fertig ist das Tool für ausschweifende Spannungsbögen. Das jüngst erschienene, erste Release auf dem eigenen Label Skudge 001 geht mit den Tracks Convolution und Contamination diesen Weg konsequent weiter. Wer was mit Mosaic, Adam Beyer und diversen B2 Techno-Klassikern aus dem Detroit/Windsor Umfeld anfangen kann, der darf bei Skudge ruhig mal genauer hinhören.