XDB: Bakfom (Harbour City Sorrow)

xdb bakfom harbour city sorrowXDB mit neuer EP auf einem neuen Frustrated Funk-Sublabel mit dem Namen Harbour City Sorrow aus Rotterdamm. Ist das jetzt das Nachfolgeprojekt von Frantic Flowers, wo besonders 2005 und 2007 sehr schöne Platten erschienen sind? Die Frantic Flowers habe ich jedenfalls in den vergangenen Monaten schon ein bisschen vermisst und deshalb freue ich mich, dass im Hause Frustrated Funk wieder was passiert. Nachdem auf Harbour City Sorrow bereits zwei klassisch Detroit-Elektro gefärbte EP’s erschienen sind ist nun Kosta Athanassiadis mit der Bakfom EP an der Reihe. Warm, ein wenig dubby und dennoch mit Drive versorgt uns XDB mit tollen neuen Club-Tracks zwischen Bakfom und Batiff – zwischen House und Techno. Das Klanggefühl dieser Tracks erinnert mich sehr an die zweite Hälfte der 90er. Damals, als man in mancher Hinsicht zum Beispiel bei Klang / Ongaku / Playhouse für mich noch heute gültige Maßstäbe gesetzt hat und von mir aus alle genau dort wieder ansetzen können. Insgesamt gibt es 320 Stück von dieser tollen Schallplatte und die werden sie mit Sicherheit auch schnell verkaufen.

Rick Wilhite: Analog Aquarium (Still Music LP+CD 004)

rick wilhite analog aquarium lp still musicRick Wilhite wohnt in Detroit und produziert dort House Music. Er hat Mitte bis Ende der 90er genau drei EP’s auf Moodymann’s KDJ Label veröffentlicht und gemeinsam mit Kenny Dixon Jr. und Theo Parrish das 3 Chairs-Projekt begründet. Außerhalb Detoits und der KDJ-Parrish Nerdfraktion wird Rick Wilhite sicherlich kaum jemanden ein Begriff sein. Dabei hat er bereits 1983 gemeinsam mit den anderen Kids wie Sherrard Ingram, Juan Atkins, Kevin Saundersson und Blake Baxter Musik gemacht. Außerdem hat Rick Wilhite in Detroit lange Zeit einen Plattenladen betrieben und ist seit jeher als DJ aktiv. Nach zwei rückblickenden Compilations für Rush Hour im vergangenen Jahr ist nun sein Debüt-Album Analog Aquarium auf Still Music erschienen und das möchte ich euch hier wirklich an Herz legen.

Beim Blick aufs Cover strahlt der erste Track der Analog Aquarium LP Blame It On The Boogie gleich als große Kollaboration zwischen Theo Parrisch, Osunlade und Rick Wilhite zu den r’n’b-gefärbten Motown-Vocals von Billy Love. Hier ist nicht nur Name-Dropping angesagt sondern fast 20 Jahre gemeinsame Erfahrung, Liebe zur Musik und Liebe zu analogem Equipment. Erwartet hier keine DJ-Tool Tracks sondern wunderbare Songs wie meinen aktuellen Liebling In The Rain und eher dunklen Detroit-House Jazz. Es ist ein sehr abwechlungsreiches Album, dem man die große Erfahrung dahinter wirklich anhört. Ein Album, das bestimmt eher zu Hause angehört werden wird – obwohl an dieser Stelle beginnend mit Deep Horizions und Sunshine Part 2 das letzte Wort für einen überzeugend fetten Clubeinsatz noch nicht gesprochen ist. Tipp!

The Unknown Artist EP (Psychostasia 003)

psychostasia 003 unknown artist epHabt ihr eigentlich schon gesehen, dass Reggie Dokes die The Unknown Artist EP von 2002 auf seinem Label Psychostasia 003 nachgepresst hat? Die ist zuletzt bei Discogs für 30 Euro über den Tisch gegangen und enthält 5 großartige Tracks von DJ Genesis, Butchstrange, Delano Smith, Vince Haliburton und Reggie Dokes selbst. Momentan bin ich wirklich unentschlossen, welchen der Tracks ich eigentlich am besten finden soll. Vorne sind ganz sicher Bipolar von DJ Genesis und Passing Judgement von Butchstrange. Wer sich hier aber ein bisschen auskennt der ahnt bereits, dass man auch bei den anderen Tracks von Delano Smith, Vince Haliburton und Reggie Dokes ruhig was erwarten darf und nur ganz selten enttäuscht wird. Sure Shot!

 

Skudge: Phantom (Skudge LP 01)

skudge phantom lp 01Für mich scheint es so, als das im ständigen Rhythmus der Musikstilblüten wieder mal ein Scheideweg bevor steht: Techno/Folklore. Skudge und ihre Phantom LP wäre dann das Lager jener, die sich dem Geseier entledigen und einfach den Vibe in den Mittelpunkt stellen. Ich meine DEN Vibe, der sich frei von Schnürkel tief in dein Gehirn schraubt und dich alles vergessen lässt. Alles wird stumm sein, bis der erste sein Glück des Moments dieser Freiheit begreift und dieses mit der nächsten analogen, warmen Bassdrum quer über den Dancefloor ausbreitet. Die Skudge Phantom Debüt-LP ist ein KILLER!

Vainqueur: Ranges (Scion Versions 07)

scion versions 07 vainqueur rangesPlatte des Tages ist Vainqueur – Ranges auf Scion Versions 07. Scion – das sind Peter Kuschnereit (DJ Pete) und René Löwe aus Berlin, die auch als Substance und Vainqueur produzieren und sicher schon einigen sehr gut bekannt sind. Das erste Scion-Release war Emerge – Nummer 1 des Labels Chain Reaction. Dieses Label ging 1995 als Basic Channel-Nachfolger vom Hardwax aus an den Start und was da so Mitte der 90er von Moritz von Oswald, Mark Ernestus & Co an Musik produziert wurde, gilt weithin als Blueprint von Dub-Techno.

Im vergangenen Herbst gab es ein neues Dub-Techno Release von Vainqueur. Damals spielte ich auch mal wieder meinen alten Letzte-Platte-Gassenhauer Basic Channel 06 von 1994, der sich mit seiner 20 Minuten Spielzeit immer dann besonders gut entfaltet, wenn man mit dem Typen von der Security gerade „noch eine Platte“ ausgehandelt hat. Meistens geht der dann noch ne Runde. Wenn er dann wiederkommt tut die Platte nur so, als wäre sie gleich zu Ende, um dann mit der erneut einsetzenden Bassdrum noch einmal alle Anwesenden glücklich auf dem Dancefloor zu vereinen. Man ist dann auch immer wieder überrascht wie wenige, auch musikalisch sehr gut informierte Leute Basic Channel auf dem Zettel haben.

Wer bereits solche Standards im Sortiment hat, der fragt sich heute bei neuen Dub-Techno Platten immer häufiger, ob das jetzt wirklich noch gebraucht wird. Meistens entpuppt sich das als Aufguss vom Aufguss und ist am Ende die Mühe nicht wert gewesen. Diese Befürchtung hat dann auch vor einer neuen Scion Versions nicht halt gemacht und doch hatte ich schon beim Vorhören die Ahnung, dass Ranges es wert sein könnte.

Inzwischen dreht diese Vainqueur Platte hier seit 6 Monaten in angenehmer Regelmäßigkeit ihre Runden. Während viele Platten kommen und gehen beginnt gerade jetzt im Frühling Ranges noch einmal mehr aufzublühen. Im Februar haben Scion einen ihrer viel zu seltenen Live-Acts im Rahmen der Transmediale im Hebbel am Ufer gespielt und ich ärgere mich noch 2 Monate später darüber, dass ich es verpasst habe. Die Zusammenfassung erreichte mich prompt und klang so: Obwohl man durchaus ein wenig skeptisch war – wegen Techno im Theater, Eintritt für nur einen Act als Konzert und so – wurde nach 10 Minuten auf der Bühne getanzt und alle erlebten in eineinhalb Stunden die Essenz. Das hat voll lange nachgewirkt und sich mehr als gelohnt. Wenn ich mir Ranges von Vainqueur jetzt anhöre, dann muss ich immer daran denken und kann mir sehr gut vorstellen, wie es ungefähr gewesen sein könnte. Killer!

Tin Man: Acid Test 01 (Absurd 015)

tin man nonneo acid test 01 absurd 15So! Das war jetzt genug Pause und es gibt doch so einiges, was ich gerne mit Euch teilen möchte. Allen voran muss noch mal besonders auf die Acid Test 01 von Tin Man auf Absurd Recordings 015 hingewiesen werden. Die Platte ist bereits Ende Januar erschienen und der Track Nonneo war mir sogar schon vorher in der Promo gleich positiv aufgefallen. Doch dann, ein kurze Unaufmerksamkeit und schon war sie out of stock.

In den ersten Monaten dieses Jahres konnte man im Plattenladen schon mal resignieren. Ich persönlich fühlte mich jedenfalls mehr und mehr wie beim Ferkelrennen – viel zu wenig Stück von den richtig guten Platten und wer nicht gleich losrennt, hat’s leider verpasst bzw. wirft den Arbitrage-Abzockern ein vielfaches des gewohnten Preises in den Rachen und die MP3-Downloader lachen. Aber kaum kommt der Frühling und es geschehen noch Zeichen und Wunder – ein Repress!

Jetzt gibt es hoffentlich genug Exemplare dieser Acid-Hymne. Tin Man ist da ja sowieso immer eine echte Ausnahme. Was er hier als Nonneo auf Vinyl gepresst hat ist der beste 303-Acid Sound, den ich seit Love and Sex Acid nicht nur von ihm gehört habe. Genau so muss das für mich klingen. Ich hab das letztes Wochenende gleich mal einem kleinen, größeren Publikum vorgespielt und obwohl leider die Platte gesprungen ist und so der Übergang etwas ruppig zu Ende ging, war die Wärme und Euphorie von Nonneo einfach großartig. Unter A2 Accumulated Acid hat Tin Man davon noch eine Art Ambient Version gemacht und der Remix von Donato Dozzy tauscht die Euphorie gegen Deepness. Ganz toll!

Ghostleigh: Ghostleighdubz 9

Ghostleigh Ghostleighdubz 9Eine Platte die mir momentan auch noch sehr viel Freude macht ist übrigens die Ghostleighdubz 9. Dabei sollte man sich von den, für meinen Geschmack vielleicht etwas überambitionierten Synth-Akkorden der A-Seite nicht abschrecken lassen und gleich zu jener Seite kommen, wo der Pips des Plattenspielers durch das linke Auge vom Gespenst guckt. Weit unterhalb der 120 Bpm Marke groovt hier nämlich ein großartiger Deephouse Track mit dem Namen It’s on. Seine Sounds bringen so viel Reibungspotential mit, dass die Synapsen sofort Tango tanzen und sein Beat kickt auch bei 116 noch so richtig. Weiter hinten im Raum tut die Clap noch ihr übriges – fertig. Toll!