Spass am Dienstag vom Juli 2010 (Paloma Bar Berlin)

spass am dienstag paloma bar berlinIch hab am Wochenende einen Mix gefunden, dessen Aufzeichnung mir so noch gar nicht bewusst war und die dazu gleich mal 6 Stunden umfasst: Monday Edition live bei Spaß am Dienstag in der Paloma Bar Berlin vom Juli 2010. Schon wieder eineinhalb Jahre her! Ich bin eigentlich nicht so ein Freund von diesen Club-Aufzeichnungen. Ein Club-Set ist für den Club. Aber wenn es jetzt schon mal da ist, na gut. Es ist auch nicht so schlecht. Zwar wars teilweise ein ziemliches tingeltangel – dass heißt nicht so tight ausgewählt und gemixt, wie ich mir das eigentlich vorstelle. Wenn ich gut in Form bin, gehen die Übergänge ja deutlich länger. Jedoch kannst du in Ansätzen schon erkennen, wo ich vielleicht hin wollte und ein paar Mal hab ich mich jetzt auch selbst überrascht.

Insgesamt geht das schon besser, doch bevor du dir heute 6 Stunden Radio anhörst…

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October & Borai: Sticky Fingers (Brstl 001)

october borai sticky fingers brstl 01Ich bitte um Entschuldigung. Zu viel los, zu viele Projekte – da kam ich in den vergangenen Wochen kaum zum Review schreiben. Ich hab auch mal wieder sehr ernsthaft überlegt, ob ich das Projekt Monday Edition nicht doch besser einstellen sollte, um mich stattdessen mehr um meine neuen Ideen kümmern zu können. Ich lasse vorerst alles im aktiven Stand-by. Mal sehen was die Zukunft bringt.

Eine wirklich großartige Platte, die mir in der letzten Zeit so unter gekommen ist, war October + Borai mit Sticky Fingers auf dem neuen Label Brstl 01. Man kann es schon erraten, das Label kommt aus Bristol und war zu meiner Freude überraschend wenig Garage-behaftet. Vielmehr sind es wirklich tolle House-Tracks in gemäßigter Schrittgeschwindigkeit. Sticky Fingers auf der A-Seite ist der Hit. Bei der kleinen Synth-Melodie wird es bei mir sofort Frühling, während die Beats trotzdem Druck, Reibung und (man könnte auch sagen) Eier haben. Dabei werden die Errungenschaften der letzten Jahre aus Bristols lebendiger Musik-Szene nicht einfach über den Haufen geworfen, sondern erblühen hier in wunderbarer House Music. Vielleicht gibts ja doch ein Repress.

Nuel: Trance Mutation (Further Records 38 LP)

nuel trance mutation further records 38 lpMeine Platte der Woche ist das neue Album von Nuel, dass soeben unter dem Namen Trance Mutation als Further Records 38 LP in Amerika erschienen ist. Further Records ist eines meiner Lieblingslabel in diesem Jahr. Das zwischen Washington und Seattle beheimatete Label hab ich seit dem Donato Dozzy Album K von 2010 ständig im Auge und auch in diesem Jahr haben dort schon ein paar wirklich tolle Releases das Licht der Welt erblickt. So verschieden die auch sind – bei Further Records hört man Musik aus einer weiter gefassten Perspektive…

Nun setzt Donato Dozzy’s Produktionspartner Nuel mit seinem Album Trance Mutation Further Records 2011 die Krone auf. Während sich Nuel auf Aquaplano  noch eher mit einer Mischung aus Ambient und Techno in Trance versetzte, schaltet er nun bei Trance Mutation die Drummaschine für die fette Techno-Bassdrum ganz aus und holt stattdessen die alte abgefahrene Trommel und die Gitarre aus dem Schrank.

Jedes Mal, wenn ich mir das in dieser Woche immer und immer wieder angehört habe, dann war ich zurück im Sommer. Vielleicht an einem Donnerstag Abend beim Sonnenuntergang, der Abend bevor die Leute kommen. Oder auch in diesen Momenten mit ein paar tollen Menschen nach der Party, in denen einfach alles gut ist. Die Blicke in die ferne schweifen, unsere treue Begleiterin, die 4/4 Bassdrum, sich ausnahmsweise mal schlafen gelegt hat und wir wissen, dass es hier nicht nur um Techno geht.

Und das schöne bei Further Records ist, dass du dir das Album auch gleich komplett online anhören kannst und dir dann die Entscheidung offen steht, ob du dir noch schnell eine der bestimmt bald wieder völlig ausverkauften LPs bestellst.

Mike Huckaby: Bassline 87 (Sushitech 10″)

mike huckaby bassline 87 sushitechAchtung aufgepasst! Momentan sind bestimmt noch die letzten Exemplare der wieder mal sehr streng limitierten Sushitech 10″ von Mike Huckaby mit dem Titel Bassline 87 irgendwo unterwegs und ich hoffe, dieser Artikel kommt nicht zu spät. Ihr erinnert euch bestimmt noch an die letzte Split-10″ mit Delano Smith und Norm Talley. So wie es aussieht, ist der Run nach der aktuellen Bassline 87 nicht weniger ungebremst. Völlig zu Recht: Killer House Tunes! Die Bassline 87 ist echt derbe und so manche Euphorie ist garantiert. Wäre das nicht schon genug für den Dancefloor setzt B – Muzik For The Dancefloor noch einen drauf. Wow!

Luke Hess: Dubout 3.13 (FXHE Records)

luke hess dubout 313 fxhe recordsWer beim Plattenhören das dritte Release von Luke Hess auf dem Omar-S Label FXHE Records doch erst mal wieder zurück gestellt hat, der soll vielleicht doch noch mal in die Dubout 3.13 reinhören. Beginnen wir mit der B-Seite. Luke Hess ist uns vor allem als Dub-Techno Produzent bekannt und dem wird B1 Leads to Life auch vollkommen gerecht. Keine Ahnung wie es euch geht – bei mir gab es schon mal Zeiten, in denen sich mit einem warmem Dub-Reverb mein Herz schon deutlich einfacher erobern lies. Heute hab ich weitgehend genug davon. Trotzdem mag ich den Track, weil er nicht gar so sehr in Watte gehüllt ist und wenigstens im Beat ein paar Ecken und Kannten besitzt.

Nach dem Floorfiller-Tool Unity Excerpt auf B2 kommen wir nun zur A-Seite. Als beim Vorhören die beschwingte Hookline bei Narrow Road einsetzte, klingelte es bei mir sofort. Da gab’s doch 1996 diesen Surgeon-Gassenhauer auf der Downwards 06, der schon damals in eine ganz ähnliche Kerbe schlug. Trotzdem kann ich hier aus eigener Mix-Erfahrung diesem Track schon mal jedem wärmstens an Herz legen. Variation durch Omar-S Co-Produktion ist ja sowieso immer gut und Narrow Road wird so bestimmt wieder alle mitnehmen. Tipp!

Amsterdam All Stars (Rush Hour 116LP)

amsterdam all stars rush hour 116 lpMomentan ist eine neue Compilation aus dem Hause Rush Hour in den Plattenläden unterwegs: Amsterdam All Stars! Wenn schon Rush Hour ein All Star Team zusammenstellt, dann dürfen hier die Erwartungen ruhig ein wenig höher angesetzt werden und – so viel sei an dieser Stelle schon verraten – sie werden nicht enttäuscht werden. Hier die Aufstellung: San Proper – Maxi Mill – Tom Trago – Awanto3 – Melon – Dexter – Simon Weiss – Boris Werner – Steve Rachmad – Juju & Jordash – Newworldaquarium

Es finden sich nur exklusive Tracks auf dieser Compilation von Künstlern, die in Amsterdam leben oder zumindest in Amsterdam geboren sind. Nach gewohnt starker Startphase von San Proper überrascht auf A2 gleich mal der Newcomer Maxi Mill, der hier mit In No Time sowas von einem superb deepen Clubtrack abliefert, dass ich schon mal gespannt die Ohren anlege, was da alles noch kommen wird. Tom Targo macht das erste Viertel komplett und an dieser Stelle brennen bereits die Bengalos in der Fankurve!

Siegesgewiss herrscht ausgelassene Stimmung beim Publikum. Der Beatdown Track vom Rush Hour Routinier Awanto3 lässt zwischenzeitlich alle mal tief durchatmen und es sich auf dem Sofa bequem machen. Melon zeigt im Anschluss tolles Chicago-Jack inspiriertes Passspiel bevor Dexter kurz vor Ende der ersten Halbzeit mit hypnotisch schleifender Sequencerline das Tempo wieder auf die 122er Marke anzieht und durch gekonntes Filterspiel für pure Euphorie auf’m Dancefloor sorgt.

Seitenwechsel. Für mich überzeugen die Amsterdam All Stars auf der ganzen Linie, wobei mich die beiden Tracks der Newcomer irgendwie besonders freuen. Der C1 Track Amsterdam Wave von Simon Weiß ist nämlich schon wieder so ein verdammt deeper Housetrack voller kleiner Überraschungen. Boris Werner hat im Anschluss eine kleine Hymne in minimal klingendem Soundgewand gebastelt. So spielt ein Team, dass hier mit seinem Charme zu keiner Sekunde Gegenwehr zulässt. Da muss selbst der Power Forward Steve Rachmad nicht mehr die ganz harte Keule rausholen und brilliert mit einem gekonnten Schieber, der temporär und nur sehr freundlich die Zähne zeigt.

Zu Beginn des letzten Viertels ist diese Compilation der Amsterdam All Stars schon fast uneinholbar vorn. Dabei hat Rush Hour bis jetzt die Publikums-Lieblinge Juju & Jordash sowie Newworldaquarium noch nicht mal eingesetzt. Für die drei ist die D-Seite reserviert und was soll da bitteschön noch schief gehen? Juju & Jordash stehen ihren Vorgängern mit Bleached Roots in absolut nichts nach und als Sahnehäubchen kann zum Beispiel auch Omar-S noch mal bei Newworldaquarium nachhören, wie man das mit den Orgasmus-Samples richtig macht. Den Link-Code zum kostenlosen Download gibt’s zu jeder Platte obendrauf. Don’t miss!

Boo Williams: Hometown Chicago LP (Another Day 001)

boo williams hometown chicago another day 001Heute ist hier die Reissue der Hometown Chicago LP von Boo Williams eingetroffen. Hometown Chicago ist ursprünglich 1996 auf Relief Records in Chicago erschienen und in dieser Zeit war Boo Williams in absoluter Topform! Da gibt es zum Beispiel diese Geschichte von der Halloween-Party in Leipzig, bei der er 95 aufgelegt hat. Der Abend muss damals so gut gewesen sein, dass ich davon auch Jahre später immer wieder hörte. Wenn ich jetzt dieses Album durchhöre, dann kann ich mir aber so in etwa vorstellen, wie gut das damals gewesen ist.

Manchmal ist so eine Reissue auch ein richtiges Glück. Die kommt in bester Soundqualität auf dem extra dafür neu gegündeten Label Another Day 001 und ist für alle, die diese Platte schon 15 Jahre besitzen, sicher eine willkommene Runderneuerung. Die Originale waren zum Schluss circa 45 Euro wert und die meisten werden inzwischen ja sowas von runter sein. Und all jene, die von diesem Album bisher noch gar nichts gehört haben, dürfen hier gern ungehört zuschlagen. KILLER!