Fatplastics Adventskalender: Türchen öffnen

FAT AdventskalenderÄhnlich wie das Kraftfuttermischwerk und einige weitere Seiten haben auch die Jungs vom Fatplastics Plattenladen hier in Jena dieses Jahr einen digitalen Adventskalender am Start – und der ist bis jetzt wirklich alles andere als schlecht gefüllt. Besonders stark fand ich bisher den Mix von Shape, welcher futuristischen RnB, Dubstep und satt bassgefüllten HipHop unter eine Haube bringt. Ein weiteres Highlight hält definitiv Türchen 7 bereit – dieses kommt zwar leider ohne Tracklist aus, bietet dafür aber allerfeinste Slowmodiscosoulballaden inklusive Jonathan Jeremiah’s „Happiness“ im Quiet Village Remix. Schmelz. Mal schauen, was da in den nächsten Tagen noch so alles kommt. Endlich mal ein Kalender mit mehr Halbwertszeit als die üblichen Schokodinger, denn die sind ja in der Regel sowieso schon immer vorher leer gefuttert. Also ab dafür und jeden Tag ein Türchen geöffnet, äh, angehört:

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Ian Simmonds: The Burgenland Dubs (Musik Krause LP03)

Ian Simmonds - BurgenlanddubsVor einigen Wochen ist das Album „Burgenland Dubs“ von Ian Simmonds auf Musik Krause erschienen und ist heute mal wieder meine Platte des Tages. Daher wird es höchste Zeit es mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Es ist der dritte Longplayer auf Musik Krause, und da sich das Label noch nie mit 08/15 Großraumdiskothekenmusik abgegeben hat und oft auch eine sehr eigene Geige spielen will, ist Ian Simmonds dort sehr gut aufgehoben. Abseits von 4/4 Bassdrum und Tanzflächenengagement verbindet er elektronische Musik mit verkapselten Rhythmen und jazziger Attitüde. Bongobeats treffen auf analoge Sythies und vermischen sich mit akustischen Gitarren. Keine definierbare Schublade, sondern allumfassender Eklektizismus, der sich aus allem nur das Beste sucht. Spannend vom ersten bis zum letzten Track ist dieses Album kein Werk, was im Laufe der Nacht in Ekstase versetzen will, sondern bei dem man besser mal ein bisschen verweilt, um in die Tiefe der Komposition eintauchen zu können. Zwei der Songs waren schon auf vorhergehenden EPs veröffentlicht worden und sind daher nicht auf der Vinylversion enthalten. Das ist nicht so schlimm, da eine CD mit allen Tracks enthalten ist.

Der Waliser Ian Simmonds ist seit einigen Jahren hier in der Saale-Stadt Jena musikalisch aktiv. Vielleicht mögen ihn einige als Mitglied der Sandals aus London kennen, oder von seinem früheren Einzelprojekt Juryman. Trotzdem kann man nicht sagen, dass er nach kreativen Jahren in der Provinzstadt gestrandet wäre. Er war wohl mehr eine Punktlandung, um mit Hilfe von Freunden das kreative Potenzial noch stärker zu Bündeln. Einen tollen Überblick über das bisherige Schaffenswerk des Ian Simmonds bietet der aktuelle Freude am Tanzen Podcast, welcher mit kleinen Interviews von Simmonds toll aufgelockert ist. Auch meine drei persönlichen Favoriten werden dort angespielt: das orientalische ‚Sands of Tunis‘, die ‚Wendelstein Variations‘ und das großartige ‚Dance of Dancers‘.

Also auf nach Burg Wendelstein. Anfahrtsweg unter: Hier klicken.

Joy Orbison – That Doldrum Joy Sound Mix

Joy Orbison - That Doldrum Joy Sound MixJoy Orbison war mir bis heute absolut kein Begriff, mit seiner aktuellen Veröffentlichung auf Hotflush und diesem tollen Mix hat er mich soeben allerdings sowas von geplättet, dass ich nicht anders kann, als mich dem scheinbar schon stark grassierden Hype in der sogenannten Blogosphäre hiermit einfach anzuschließen. Nachdem letzte Woche schon Hotflush Labelchef Scuba einen fantatischen Mix für den Mnml-Ssgs-Blog hingezaubert hat, legt Joy Orbison nun nach und lässt in seinem That Doldrum Joy Sound Mix alles zusammenkommen, was ich seit einiger Zeit an diesem Dubstep-Sound liebe. Fernab vom Voll-auf-die-Tube-Party-Sound der Sorte Skream (zumindest meines Eindrucks nach meistens) und Co, wird hier zunächst einmal die gerade Bassdrum ausgepackt, um dann in dubbigere Gefilde einzutauchen einmal tief in die Seele des gebrochenen Beats zu schauen. Der bisher beste Mix, dem ich zumindest zu großen Teilen den Stempel „Dubstep“ aufdrücken würde – und ab Minute 25 bekomme ich wirklich weiche Knie.

Tracklist:

  1. Pearson Sound – Indelible // Aus
  2. Karizma – Drumz Nightmare // R2
  3. Nu-Birth – Anytime // Locked On
  4. Tonya Renee – About You (Karizma Boucha Remix) // Home Recordings
  5. Altered Natives – Rass Out // Fresh Minute Music
  6. Joy Orbison – Smother // DOLDRUMS
  7. Efdemin – Acid Bells (Martyn Remix) // Curle
  8. Shed – Selection One // Soloaction
  9. Ultramarine – Hooter (Carl Craig Remix/JORb EdiT) // Real Soon
  10. Joy Orbison – Tentative Bidding // DOLDRUMS
  11. Martyn – Hear Me // 3024
  12. Joy Orbison – J. Doe // DOLDRUMS
  13. Joy Orbison – Hyph Mngo // Hotflush

Red D – Infinite State Machine Mix

Red D - Infinite State Machine MixNeben dem beinah obligatorischen Resident Advisor Mix zum Montag, welcher in dieser Woche übrigens von Matias Aguayo kommt, gab es heute noch eine weitere gemixte Überraschung in meinem Download-Ordner: Red D aus Belgien, seines Zeichens WPH-Labelchef und von mir bereits vor ein paar Wochen hier kurz vorgestellt, hat für Infinitestatemachine einen prima Mix zusammengestellt. Neben vielen aktuellen Tracks, etwa von Walter Jones, STL oder Rainer Trüby, begeistern mich vor allem mal wieder die bis jetzt unveröffentlichten Stücke von San Soda. Kommt sofort auf den MP3-Player und heute Nachmittag mit an den See – Sommer und House gehören eben zusammen.

Tracklist:

01. San Soda – Juno Love
02. Walter Jones – Thinking About Your Love
03. Ron Trent – Welcome
04. STL – Space Warriors
05. Rainer Truby – Ayers Rock
06. Thomas Brinkmann – Isch
07. San Soda & Just Nathan – Voor Mensen Met Lekkere Dorst
08. Tom Trago – Passion (MCDE Remix)
09. Osborne – Wait A Minute (Arto Mwambe Remix)
10. San Soda – Kaizer
11. Adam Marshall – Tool For Early Chicago
12. Rainer Truby – To Know You
13. Ron Trent feat Harri Dennis & Cei-Bei – Ron Hardy (Dedication To You)
14. Redshape – Violet
15. San Soda – NMBSucks

San Soda: Evaluation Of The Evidence (WPH Recordings)

San SodaDeinze, das ist diese nichtmal 30.00 Einwohner zählende Stadt in Belgien, in der auch gerne mal Leute wie Charles Webster oder Scott Ferguson in Bars spielen, die kaum mehr als 100 Leute fassen, und genau daher stammt Red D. Laut eigener Aussage war die Musik von San Soda für ihn der entscheidende Anlass, nach über 15 Jahren DJ-Dasein endlich sein eigenes Label zu starten. Schon nach dem ersten Release zeigte sich, dass das eine mehr als gute Idee war, und so landete auch heute wieder die neuste Veröffentlichung von Nicolas Geysens alias San Soda in meiner Einkaufstüte. Seit 2008 veröffentlichen WPH (We Play House) Recordings jetzt schon tolle Platten und bekunden somit ihre Liebe zum Vinyl, zu tollen Slogans („Some of us claim to think about music – but we are still dancing to it“) und natürlich nicht zuletzt zu überaus toller Musik.

Die meisten Tracks auf WPH Recordings kamen bisher vom bereits erwähntem Nicolas Geysens, welcher spätestens seit der aktuellen Sven Weisemann Mix-CD selbst dem letzten Fan von Housemusik ein Begriff sein sollte. „Evaluation of the evidence„, nach meiner Rechnung WPH Release Nummer 5, kommt im schrulligen „Purple“-Vinyl daher und diesmal leider auch ohne neues Motto aus. Dafür bekommt man 3 wunderbar entspannte Tracks die mal wieder zeigen wie breit gefächert San Soda seine teils deepen, teils leicht melancholischen und wiederum teils gnadenlos auf den Dancefloor ziehenden Tracks entfalten kann. Das klingt nicht so, als wenn hier jemand seinen Stil nicht finden kann, sondern genau das erst gar nicht will.

Besonders hervorheben möchte ich den Titeltrack sowie „20061019“ auf der B-Seite, ein Stück, welches scheinbar noch älter ist als „2007050“ von San Sodas Debüt. „Evaluation Of The Evidence (Live)“ beginnt mit einer leicht tristen Melodie und dumpfem Subbass, öffnet sich während seiner langen Spielzeit (sorry, Stoppuhr gerade nicht zur Hand) allerdings immer mehr und flutet jeden Club und jedes Open-Air mit den wärmsten Flächen und Pianoklängen der Saison, wirklich traumhaft. „20061019“ geht die Sache ein bisschen flotter an und dürfte neben glücklichen Gesichtern auch jede Menge tanzende Beine hervorbringen. Manche werden sagen, dass sie sowas schon hundert mal gehört haben – but we still love house.

Soulphiction & Move D: In The Limelight (Philpot)

Soulphiction & Move D - In the limelightWelchem Erwartungsdruck muss ein Release eigentlich standhalten, wenn die Beteiligten Soulphiction, Move D sowie Trus’me heißen, und es am Ende auch noch auf Philpot Records erscheint? In meinem Fall einem ziemlich großen, „In the Limelight“ schafft das allerdings absolut locker. Die A-Seite erinnert dabei tatsächlich an eine Mischung zwischen David Moufangs letzten Beitrag auf Workshop und einem dieser warmen und basslastigen Soulphiction Tracks. Neben den obligatorisch groovenden Bongosounds und einigen funky gespielten Gitarrenlicks, holen sich die beiden hier auch noch einen Vocoder mit ins Boot und schaffen es, dass dieser nicht peinlich klingt oder stört, sondern den Track perfekt abrundet. Trus’me steuert auf der B-Seite einen fantatischen Remix bei, der zwar ähnlich funky, warm und dezent wie das Original mit den Bässen und Klängen spielt, dann allerdings doch ein kleines bisschen mehr pumpt und schonmal vorsichtig auf die Tanzfläche schielt. Und wer mir jetzt noch sagen kann, woher ich das Sample aus dem letzten Track, „The Essence“, kenne, der bekommt von mir den virtuellen Digger-Nobelpreis des Tages überreicht. Drei große Namen und drei großartige Tracks – ich habe ehrlich gesagt nichts anderes erwartet.

Dwig – Fettwanzenblues (Giegling 02)

Dwig - FettwanzenbluesDiese Platte verfolgt mich. Beziehungsweise sie verfolgte mich, denn als sich gestern kurz nach 1 Uhr alle zu diesem rollenden Piano in den Armen lagen, da kriegte mich der Fettwanzenblues dann doch noch – aber wie. Ich konnte nicht anders und musste heute zuschlagen, und jetzt möchte eigentlich die nächsten drei Tage erstmal nichts anderes mehr hören. Die Rede ist vom zweiten Giegling-Release, ein (noch?) kleines Labelprojekt aus Weimar, welches schon mit seiner ersten Veröffentlichung von Kettenkarussell mächtig punkten konnte. Nun also Dwig („Die Wiese im Garten“) mit seiner ersten Vinyl-Veröffentlichung und drei Tracks zwischem plockerndem Minimalhouse und entspanntem Instrumental-HipHop, die einen nur ahnen lassen, wieviel Potential da noch in Weimar schlummern muss. Ganz schön schwelgend, wie sich da auf der A-Seite dieses wunderschöne Klavier durch das minimale Soundgerüst loopt und dabei trotzdem jeden Dancefloor ein Stückchen enger zusammenrücken lassen sollte. Ähnlich fett, wenn auch mit ein bisschen weniger Blues, kommen die beiden Tracks auf der B-Seite daher und runden somit das wahnsinnig gute zweite Giegling-Release ab. Die ersten 300 gibt es übrigens im recycelten und selbstgebastelten Cover.