Wieder ein neuer Name im Techno Kosmos, der mich begeistern kann: Skudge. Die erste Platte ist bereits im Oktober 2009 auf dem Butane Label Alpha House erschienen und hört auf den Namen Depth Buffering EP. 2 Techno-Tracks im zeitlos minimalen Gewand, die nicht viel mehr Brauchen als einen schönen Bass, ein funky Programming und fertig ist das Tool für ausschweifende Spannungsbögen. Das jüngst erschienene, erste Release auf dem eigenen Label Skudge 001 geht mit den Tracks Convolution und Contamination diesen Weg konsequent weiter. Wer was mit Mosaic, Adam Beyer und diversen B2 Techno-Klassikern aus dem Detroit/Windsor Umfeld anfangen kann, der darf bei Skudge ruhig mal genauer hinhören.
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Ecce (Mövenshit 001)
Die Monday Edition mag Debüts. Die Debüt-EP des Labels Mövenshit und seines Betreibers und bislang einizgen Künstlers Ecce ist zwar schon im Januar aus dem Ei geschlüpft, hat aber erst jetzt den Weg auf meinen Plattenteller gefunden. Eine Entdeckung ist es immer noch und Qualität bleibt sowieso länger frisch. Der, wie der grobhumorige Labelname schon andeutet in der norddeutschen Provinz (Grevesmühlen) angesiedelte Ecce ist Labelmacher, Hausproduzent und Eigenvertrieb in einer Person. Also eine klassische Do-It-Yourself Sache. Und die erste Mövenshit EP zeichnet sich auch genau durch klassische DIY Tugenden aus: ein tendenziell eigenbrötlerisches und stures Beharren auf dem anders sein, anders machen. darauf seinen Shit durchzuziehen und rauszubringen, egal was gerade anderswo, in den Metropolen passiert.
Die vier Tracks der EP bewegen sich zwischen House-Klassik und derberem Neunziger Techno/Rave, gerne auch mal mit Vocal-Schnipseln angereichert. Daran gefällt mir besonders die extrem raue und primitiv-kratzige Produktion (die etwas an einen anderen bekennenden Eigenbrötler aus Detroit, nämlich Omar S. erinnert), sowie die „Kraftwerkigen“ Sounds, besonders auf der A1 Dancefloor. Die Leidenschaft und Liebe für elektronische Tanzmusik ist hier im Rohzustand zu hören. Insgesamt hat das den schönen Effekt, dass diese Platte anders klingt als fast alles was dieser Tage so um unsere Aufmerksamkeit ringt.
Marcel Dettmann Remixed (Ostgut Ton 33)
Ich hab letzte Woche am Paul-Lincke-Ufer schon mal die Dettmann Remixed auf Ostgut Ton mit der Katalognummer o-ton 33 mitgenommen. Hier gibt’s nämlich von Norman Nodge und Wincent Kunth je 2 Remixes für Marcel Dettmann. Und jetzt staune ich nicht schlecht, dass das also schon die Remixes für das Marcel Dettmann Album sind, welches offiziell erst im April auf Ostgut Ton erscheint. Warum auch nicht – erstmal Remixes als Teaser und das Original wird später nachgeliefert. Norman Nodge ist jedenfalls gar nicht so staubtrocken wie sonst und gefällt mir besonders mit seinem Remix für Shift. Auf der Flip finden sich dann 2 Remixes von Wincent Kunth – die Discogs Suche ergab dazu bisher keine Treffer, Newcomer also und dazu noch ein wirklich viel versprechender. Beide Remixes sind kraftvoll, deep und funky und klingen wie diese Technotracks aus der zweiten 90er-Hälfte, die auch heute noch ihren ganz eigenen Charme haben. Drei wirklich gute Tools für Momente, in denen es mal wieder mehr Techno sein soll und ich bin gespannt, wie das Dettmann Album wird.
Bodytonic Podcast 70: Convextion
Convextion gehört zu meinen Lieblingen. Der einzige Grund, warum Gerhard Hanson aus Dallas hier bisher noch gar nicht richtig vorgekommen ist, kann demnach nur sein, dass im letzten Jahr einfach nicht viel passiert ist. So gab’s nur 100 Stück Convextion aka E.R.P. auf dem spanischen Liebhaber-Label Semantica als 10″, welche längst ihre Besitzer gefunden hatte, ehe ich davon überhaupt Wind bekam. Außerdem war da noch dieser Vaskitsaherra Remix auf dem Curle Sublabel Metisse. Dieser sei an dieser Stelle gleich mal noch besonders empfohlen. Ich hab die erst vor kurzem gefunden und die gefällt mir echt gut und der Efdemin / John Beltran Remix auf der Flip kann auch was! Und sonst steht Convextion ja auch für Qualität statt Quantität…
Im aktuellen Bodytonic Podcast spielt sich Convextion endlich mal wieder live durch seine Tracks und es ist wie eine Reise zu entfernten Galaxien auf einem leicht gebrochenen Beat. Erinnerungen an die Elektrolux Spacenight der 90er erwachen und schon befinde ich mich im Kosmos fernab zeitgenössischer 4/4 Dancefloor-Strukturen. Tipp!
- Bodytonic Podcast
- Efdemin / E.R.P. – The Pulse Remix EP (hören & kaufen)
Anton Zap – You Are Not Alone EP (Millions Of Moments 18)
Ungläubig gucke ich auf den Discogs Eintrag zu dieser Platte. Steht da etwa tatsächlich zu Anton Zap – You Are Not Alone EP sowas wie veröffentlicht im Dezember 2009 und limited to 100 copies? Die habe ich doch erst vor ein paar Tagen im Spacehall aus dem Sortiment gefischt. – vermutlich gab’s doch ein Repress. Kaufentscheidend war A2 Kingdom: Das ist so ein Track, der mal wunderbar aus dem gängigen Deephouse Muster ausbricht und schon allein deshalb mehr als 100 Kopien verdient hat. Die Geschindigkeit ist genauso, dass der Track flotter DnB und Downbeat zugleich sein kann und seine Percussions & Co dennoch das Energie-Level eines geübten 125er Dancefloors anschieben können. Impulse durch Variation für Profis.
Anton Zap gehört für mich gerade sowieso zu den Produzenten überhaupt. Seine Werkschau für die Tape pres. Underground Quality Compilation vom vergangenem September war dafür schon der beste Beweis. Von Anfang an hat dieser Mix voll ins Schwarze getroffen, läuft hier seitdem in schöner Regelmäßigkeit und nutzt sich einfach nicht ab. Eigentlich wird der sogar immer noch ein bisschen besser, was wohl auch daran liegt, dass seine Tracks jetzt wie bei der UQ 24 Take It As It Comes EP nun endlich auch auf Vinyl raus kommen. Die anderen Tracks von der You Are Not Alone EP sind übrigens auch echt klasse: Quality hochzehn.
- You Are Not Alone EP
- Take It As It Comes EP
- Millions Of Moments
- Underground Quality
Nebraska – A Weekend On My Own EP (Rush Hour)
Hach. Diese letzte Nebraska Veröffentlichung auf Rush Hour mit dem Titel A Weekend On My Own EP ist momentan eine meiner absoluten Lieblingsplatten und diesen Status wird sie so schnell nicht wieder verlieren – das ist sicher. Manchmal ist es so, dass mir zu solchen Platten einfach nicht die richtigen Worte einfallen wollen. Worte die tatsächlich beschreiben können, wie ich sehr mir diese Platte wirklich gefällt. Discogs verrät uns, dass hinter Nebraska eigentlich Al Gibbs steckt, der u.a. auch schon auf Down Low ein Album veröffentlicht hat. Wahrscheinlich hat Nebraska mit dieser Platte hier die maximale Punktzahl erreicht. A Weekend On My Own, welches musikalisch so eigenständig klingt, dass mir dazu keine vernünftige Assoziation einfällt, deshalb einfach mal die Klappe halte und mich fallen lasse. Perfekt für anstehende Frühlingstage: wun-der-schön!
Pawel – Pawel (dial LP15)
Das hat mal gedauert. Fast zehn Jahre hat sich Paul Kominek Zeit gelassen für das Debütalbum seines Techno-Alias Pawel. Wesentlich bekannter ist er mit seinem gesangsdominierten Electronica/Pop Projekt Turner geworden.
Dabei ist Kominek Mitgründer des Hamburger Labels dial records und zwischen Hamburg, Köln und seit einigen Jahren Berlin eine feste Größe und ein gutes Gewissen des Techno-Geschäfts. In ihrem klaren Detroit-Bezug und der klassisch minimalistisch trockenen Produktionsweise schienen die über die Jahre rar verstreuten Pawel 12-Inches nur nettes Beiwerk – besonders im Vergleich zu den restlichen Veröffentlichungen auf dial. Das hat sich geändert. Schon die letzten EPs Berkeley auf dial, Lines & Curves auf Ransom Note, sowie Jujuy/Salta und Gabriel auf seinem eigenen Label Orphanear überzeugten durch Haltbarkeit und Tiefe. Platten die ich immer im Laufe der Zeit wieder „nach vorne sortiert“ habe. Mit dem selbstbetitelten Debütalbum ist das nicht anders. Die Tracks haben eine etwas hinterhältige Qualität, die nie direkt ins Ohr fällt, sondern einige Zeit benötigt sich zu entfalten. Denn an sich ist die Sache klar: ziemlich straight und sauber produzierter Melancholie-Chord-Techno der melodiösen Hamburger dial Schule mit einem respektvollen Bezug auf die Klassiker aus dem Detroit der frühen Neunziger. Das alles getaucht in ein Bad aus sanfter Melancholie und sachtem Schwermut, wie man es von Lawrence und Pantha du Prince schon ganz gut kennt. Aber das ist eben nicht alles. Irgendwann, nach so drei, vier Minuten hat fast jeder der Tracks so einen Moment in dem das was zuvor nett und angenehm war in „großartig“ und „berauschend“ umschlägt. Keine Ahnung wie er das hingekriegt hat, aber es wirkt bei mir. Immer.
- Pawel – Dial LP 15 (anhören & kaufen)
- paul kominek homepage (orphanear)
- pawel myspace
- dial records